Hochwassehilfe im Ahrtal
Eine Woche - 9 Einsatzorte
- November 2024
- Lesezeit: 5 min
- Kategorie: Projektrückblick
Ahrtal im August 2025: Eine Woche voller Überraschungen und freiwilliger Hilfe
Im August kamen über die Woche verteilt 24 freiwillige Helferinnen und Helfer ins Ahrtal. Manche blieben nur einen Tag, andere die gesamte Woche, doch alle wurden freundlich empfangen und jeder Einsatz zählte. In diesem Bericht möchten wir dir einen Einblick in unsere Woche geben und einige Baustellen vorstellen, an denen wir gemeinsam angepackt haben.

Altenburg
Die Autowerkstatt stand während der Flut komplett unter Wasser. Hier konnten wir die Wände vorbereiten und beim Streichen unterstützen. Auch kleinere Aufräumaktionen lassen sich mit vielen Händen deutlich leichter erledigen. Der Besitzer freute sich riesig über unsere Hilfe.
Das Wohnhaus neben der Werkstatt wurde schon vor Jahren von uns innen und außen vom Putz befreit. Über vier Jahre nach der Flut hängt aber noch immer ein intensiver Ölgeruch in den Räumen, da die Außenwand stark ölbelastet ist. Daher muss das Wohnhaus nun leider doch abgerissen werden, die Garage kann zum Glück stehenbleiben.
Wir halfen beim Entkernen und Aussortieren des Hauses, damit die Abrisskosten so gering wie möglich bleiben.
Rech
Bei einem Winzer, dessen Wohnhaus in Mayschoß ebenfalls schwer betroffen war, stand lange nicht fest, ob der Weinkeller überhaupt erhalten bleiben kann. Nun ist klar: Er bleibt bestehen! Also halfen wir dabei, den mittlerweile getrockneten Flutschlamm aus den „Fässern“ (hierbei handelt es sich nicht um die bekannten Holzfässer, sondern eine Art kleiner Raum) zu holen. Keine leichte Aufgabe. Die Kleinsten von uns passten gerade so hinein, um den Schlamm zunächst aufzuweichen und dann Stück für Stück herauszutragen (der „Eingang“ ist das kleine Loch, welches man rechts auf dem Bild sieht). Eine mühsame Arbeit, die sich für den Winzer und für uns mehr als gelohnt hat. Neben den Fässern haben wir natürlich auch den gesamten Weinkeller von Grund auf gereinigt.


Insul
In Insul ging es vor allem um harte Stemmarbeiten: Fliesen, Putz und Estrich mussten weichen. Ob mit kleinem Bosch-Stemmgerät, großem Scheppach-Stemmhammer oder Vorschlaghammer: Hier wurde kräftig angepackt, um die Abrissvorbereitungen und Umstrukturierungen der Räume voranzubringen. Zum Glück muss nur ein kleiner Teil des Hauses abgerissen werden. An den bewohnten Bereichen erneuerten wir eine Dachrinne, damit das Haus künftig besser vor Wasserschäden geschützt ist.
Dernau
Der Keller stand hier komplett unter Wasser und die „verlorene Schalung“ (eine Holzschalung fürs Beton-Gießen, die dann aber eigentlich am Beton erhalten bleibt und ihn verdeckt) musste endlich entfernt werden, da sich dahinter Schimmel gebildet hatte. Mit Atemschutz gegen die Schimmelsporen machten wir uns gemeinsam ans Werk. Wer schon einmal stundenlang über Kopf gearbeitet hat weiß, wie sehr das den Körper belastet. Angenehm ist es nicht, doch was getan werden muss, packen wir an.


Eichenbach
Eichenbach liegt nicht direkt an der Ahr, sondern mitten in den Bergen und trotzdem hat der Starkregen, der weiter unten im Tal zur Flut führte, auch hier große Schäden hinterlassen. Die liebe Fee kennen wir schon länger. Nach dem Verlust ihres Vaters und leider auch ihres Mannes schultert sie viele Aufgaben ganz allein. Wir unterstützten sie bei Arbeiten, die seit der Flut liegengeblieben waren: Ein Bau-Gerüst wurde umgebaut, damit die letzten Schieferplatten sicher angebracht werden konnten. Danach bauten wir es wieder ab und lagerten es ein. Auf dem Rückweg nahmen wir Brennholz mit, damit Fee für den Winter versorgt ist. Sogar ein kleines Aquarium wurde noch entleert und entsorgt.
Ahrweiler
Es ist immer wieder besonders schön, bei unseren Einsätzen altbekannte Gesichter wiederzutreffen. Teilweise sind Freundschaften entstanden, die weit über den Hilfseinsatz hinaus gehen. In diesem Fachwerkhaus haben wir schon oft geholfen: Zunächst beim Rückbau, jetzt dürfen wir auch beim Wiederaufbau mit anpacken. Die Wände sollen mit einer Blähton-Mischung gedämmt werden. Dazu haben wir abschnittsweise Schalbretter angebracht und anschließend den angefeuchteten Blähton eingefüllt und festgestampft. Eine große Sauerei, aber auch ein riesiger Spaß!


Ohlerath (Bad Münstereifel)
Alex kennen wir schon länger. Sie hat uns in den vergangenen Jahren über verschiedene Organisationen immer wieder mit Nahrungsmitteln und Materialien versorgt. Als sie uns von ihrem Plan erzählte, war sofort klar: Hier helfen wir mit! Alex baut einen ehemaligen Campingplatz zur Begegnungsstätte für Flutbetroffene und Helfende um. Später sollen dort auch Gruppen in einem Tipi-Zelt übernachten, um Gemeinschaft noch intensiver zu erleben. Wir halfen beim Rasenmähen, Pflastern, Ausgraben gefährlicher Gegenstände, Aufstellen eines Toilettenhauses und vielem mehr. Die Vorfreude ist riesig, diesen Platz bald selbst einmal mit unserer Organisation besuchen zu dürfen.
Kreuzberg
Thurid und Kai haben sich nach der Flut kennengelernt. Kai ist seit Jahren treuer Fluthelfer und in Kreuzberg mittlerweile heimisch geworden. Thurid wohnt schon lange in Kreuzberg. Ihr Haus wurde durch den Starkregen und umfallende Bäume beschädigt. Dennoch half sie selbst lange Zeit nach der Flut bei der Versorgung von Helfenden und Betroffenen mit. Bei den beiden mit anzupacken, war ein besonderes Erlebnis, vor allem auch durch den Austausch über die unterschiedlichen Helfergruppen und Organisationen. Wir halfen beim Aufräumen des Gartens und beim Holzhacken. All die Dinge, die sich anstauen, wenn man allein ist und trotzdem anderen Betroffenen hilft.


Mayschoß
In Mayschoß steht die Weinlese kurz bevor. Wir halfen, die Rebstöcke von Blättern zu befreien, damit die Trauben mehr Sonne abbekommen. Die Weinstöcke gehören einer Familie, die selbst schwer von der Flut getroffenen wurde, uns aber schon seit Jahren unterstützt: Bei unseren Einsätzen dürfen wir immer in ihrem Haus wohnen, duschen und uns verpflegen. Kürzlich bekamen wir sogar Werkzeug geschenkt. An einem Sonntag konnte die Familie mal den gesamten Tag mit der 8-jährigen Tochter verbringen, ohne dass zwischendurch im Weinberg gearbeitet werden musste. Wir von ANTS drücken alle Daumen für eine erfolgreiche und ertragreiche Lese!
Das war nur ein kleiner Einblick in unsere Woche, stellvertretend für viele weitere Begegnungen.
Auf den Baustellen wurden wir immer bestens versorgt. Abends gab’s meistens selbst gekochtes Essen: Rehgulasch von Jörg, frisch gebackene Pizza von Christian oder Steffis Schichtfleisch. Aber auch die Gastronomie der Region haben wir unterstützt, unter anderem bei Ali in der „Arya Grill Pizzeria“ in Schuld oder bei einem gemeinsamen Abend mit Team Dori in der „Klause zur Burgwiese“ in Mayschoß.
Eine Woche voller Leben, Begegnungen und toller Menschen geht viel zu schnell vorbei. Besonders gefreut hat uns, dass diesmal auch viele neue Gesichter dabei waren und sogar drei Kinder mit angepackt haben.
Du hast auch Lust, Teil dieser besonderen Gemeinschaft zu werden und im Ahrtal mit anzupacken?
Dann melde dich bei uns. Wir freuen uns auf dich!
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Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Gunda und Christian. Ohne Ihrer Unterstützung gäbe es diese Zusammenfassung so nicht!